Wirtschaftsüberblick Guatemalas

Guatemala ist ein traditionelles Agrarland, das hauptsächlich von Kaffee-, Zuckerrohr-, Bananen- und Kardamonanbau sowie vom Anbau und Verarbeitung weiterer tropischer Erzeugnisse lebt. Der Tourismussektor gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Der mit Abstand größte Devisenbringer sind die Überweisungen guatemaltekischer Gastarbeiter in den USA an ihre Familien. Die jährlichen Überweisungen betragen ca. 10% des BIP.

Bis 2007 konnte man von einem stabilen und verhältnismäßig starken Wirtschaftswachstum sprechen. Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzmarktkrise ging jedoch auch an Guatemala nicht spurlos vorüber und bescherte dem Land im Jahr 2008 einen Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 3,3%; in 2009 fiel es sogar auf nur 0,6%. Trotz alledem ist Guatemala das einzige Land Zentralamerikas mit einem Wirtschaftswachstum überhaupt in 2009. Für 2010 wird ein Wachstum von 2,4 % und für 2011 sogar von 9,4 % erwartet. (Auswärtiges Amt, 2010).

Die Inflationsrate ist 2009 auf 2% gesunken, im Gegensatz zu einer Inflationsrate von 9,4% noch in 2008. (Auswärtiges Amt, 2010)

Doch trotz dieser positiv anmutenden Bedingungen, sieht die Situation für die Bevölkerung nicht so vielversprechend aus. Der Mindestlohn von 52 Quetzales (ca. 5 €) pro Tag (Stand: Januar 2010) für weite Teile der Industrie reicht nicht für den täglichen Nahrungsmittelbedarf aus, geschweige denn zur Deckung anderer Grundbedürfnisse wie Transport, Gesundheitsversorgung, Schulbücher etc.). Laut Weltbank leven ca. 24,3 % von weniger als 2 $ pro Tag und 11,7 % von weniger als 1,25 $ pro Tag (Worldbank, Stand: 2006).

Das Auswärige Amt berichtet: „Die Armutskennzahlen haben sich nicht verbessert. Nach wie vor lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Armut und 15% in extremer Armut, die sich vor allem auf die peripheren und ländlichen Teile des Landes konzentriert. Schätzungen sozialer Organisationen zufolge leiden in Guatemala 4 Millionen Menschen Hunger.“

Eine ausführliche Einführung in die Armutssituation von Guatemala hat Karen Schober im Rahmen des Kurses "Development Economics" an der Hertie School of Governance durchgeführt:

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Poverty Assessment Guatemala_K.Schober.p
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