Armutssituation in Benin

World Bank/INSAE
World Bank/INSAE

In Benin leben 40,1 % der Bevölkerung unterhalb der nationalen Armutsgrenze (Stand: 2015, letzt verfügbare Daten).

 

Die nationale Armutsgrenze ist seit 2015 mit 140.808 West African CFA Franc (FCFA) pro Person pro Jahr definiert oder 0,65 US $ pro Tag (Kurs vom 15.12.2015). D.h. umgerechnet, dass einem Einwohner Benins, der als arm gilt, 0,57 € täglich oder weniger zur Verfügung stehen, um die nötigsten Lebensmittel einzukaufen. Nötig heißt, um 2.400 Kalorien täglich zu decken.

 

Auch wenn es sich hierbei um absolute Zahlen handelt, die nicht in die internationale Kaufkraftparität umgerechnet sind, so sind 0,57 € pro Tag auch in Benin nicht sehr viel für Lebensmittel.

 

Der Anteil armer Menschen, die laut Weltbank von 1,90 US$ pro Tag leben müssen (= international vergleichbare Armutsgrenze unter Berücksichtigung der Kaufkraftbereinigung) liegt sogar bei 49,6% (Stand: 2015). Anders als bei der nationalen Armutsgrenze sind in diesen 1,90 US$ pro Tag nicht nur die Ausgaben für die allernötigsten Lebensmittel enthalten, sondern auch die für Kleidung und Unterkunft.

 

Tendenziell leben mehr Arme auf dem Land (ca. 60 %) als in der Stadt (ca. 36 %) wobei die Armut auf dem Land sowie in den Städten tendenziell gestiegen ist. Unterschiede gibt es in den Departements: In Collines, Couffo, Mono und Zou ist die Bevölkerung am ärmsten.

 

Die Haushalte, in denen das Familienoberhaupt eine Frau ist, sind im Allgemeinen weniger arm als die, die von Männern geführt werden. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass die von Frauen geführten Familien tendenziell kleiner sind mit durchschnittlich 3,71 Personen pro Haushalt als die von Männern mit 5,47 Personen. Ferner legen die Frauen mehr Wert auf Ausgaben, die zum Leben unbedingt nötig sind; den Rest sparen sie. Frauen legen im Durchschnitt mehr Wert auf die Ausbildung und Gesundheit ihrer Kinder als die Väter.

Warum werden die armen nicht reicher?

Die Wirtschaft boomt und verschaffte dem Land in 2017 ein Bruttoinlandsprodukt von 5,6%. Die Prognosen für die kommenden Jahre sehen ähnlich aus. Das Ziel, dass alle Kinder in die Schule gehen, ist fast erreicht. Und die Regierung gibt 17,5 % ihres Staatshaushalts für Bildung aus. Warum werden die Armen also nicht reicher?

 

Das Bevölkerungswachstum pro Jahr verlangsamt sich kontinuierlich und liegt derzeit bei 2,75% (2017), ist aber immer noch zu hoch. Das hat Auswirkung auf das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner, denn das liegt nur noch bei ca. 2,7% pro Kopf (2017). Aber immerhin.

 

Schade nur, dass der wirtschaftliche Gewinn nicht alle Einwohner gleichermaßen erreicht. Das ist zwar überall auf der Welt ähnlich, doch in Bénin ist die Ungleichverteilung besonders hoch. Insbesondere bei der extrem armen Bevölkerung kommt so gut wie nichts von den Zugewinnen an. Wer einmal arm ist, der hat in Bénin große Chancen, dass es auch auf absehbare Zeit so bleibt. Ferner hat das insgesamt gute Wirtschaftswachstum nur marginal zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beigetragen. Das nach wie vor ungünstige Wirtschaftsklima schreckt Großinvestoren ab.

Trotz hoher Einschulungsquote können nach wie vor nur 52% aller jungen Leute zwischen 15-24 Jahren ausreichend lesen und schreiben. Bei einer Abbrecherquote von 43% in der Grundschule verwundert das nicht. Nur: Was soll beruflich aus diesen jungen Leuten werden?

 

Der Anteil an Arbeitskräften, die im informellen Sektor arbeiten, wird auf ganze 90% geschätzt! D.h. diese Menschen sind ohne formalem Arbeitsvertrag beschäftigt und somit ohne jeglicher sozialer Absicherung. Steuern werden nicht gezahlt. Sie sind zum Teil in prekären Arbeitsverhältnissen angestellt oder selbständig. Selbständig sein, heißt nicht nur, ein Geschäft oder Gewerbe zu betreiben, das auf rechtssicherem Boden aufgebaut und offiziell registriert wurde, sondern auch alle Straßenhändler, Betreiber von Straßenständen, Verkäufer von illegalem Benzin, Bauern, die von Subsistenzwirtschaft leben, zählen ebenfalls hierunter. Sie arbeiten in einem rechtsfreien Raum, ihre wirtschaftliche Existenz kann zu jeder Zeit zunichte gemacht werden, ohne Kompensationsleistungen und ohne, dass sie juristisch dagegen vorgehen könnten. Diese Unsicherheiten machen es Haushalten, die in Armut leben, schwer aus der Armut heraus zu kommen, selbst in Zeiten mit recht robustem Wirtschaftswachstum.

 

Ein weiterer Grund liegt in dem hohen Anteil an Personen, die in der Landwirtschaft arbeiten und die in den letzten Jahren sogar noch zugenommen hat. Es werden mehr landwirtschaftliche Flächen bearbeitet, aber die Produktivität nimmt nicht zu. Der Anteil der Agrarwirtschaft an der Gesamtwirtschaftsleistung des Landes ist sogar gesunken. Die meisten Bauern bauen für sich und ihre Familien an – Subsistenzwirtschaft. Ihnen fehlt eine profunde landwirtschaftliche Ausbildung ebenso wie Geld für Investitionen.

 

Es gibt aber auch etwas Positives zu berichten: Es scheint sich eine gute Entwicklung für Start-up Unternehmen abzuzeichnen. Beigetragen haben u.a. ein verbesserter und vor allem verlässlicherer Zugang zu Elektrizität sowie der gestiegene Anteil an gut ausgebildeten und kreativen jungen Leuten, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen und sich nicht von einem insgesamt noch recht unzufriedenen Investitionsklima abhalten lassen.

Quellen:

 

INSAE - L'Institut National De La Statistique Et De L'Analyse Économique (Benin).

   "Note sur la pauvreté au Bénin", EMICoV 2015, octobre 2015

 

 

World Bank

 Benin - Country Profile, April 2018